Josef Maria Odermatt wurde am 1. April 1934 in Stans im Kanton Nidwalden als drittes von elf Geschwistern geboren. Er absolvierte eine Schlosserlehre und belegte Kurse an der Kunstgewerbeschule in Luzern. Die Gewerbeschule in Basel, die er von 1958 bis 1960 besuchte, schloss er 1960 als Schlossermeister ab. Bereits während der Ausbildung wurde sein Interesse an der Eisenplastik geweckt, indem sich an der Gewerbeschule die Gelegenheit bot, Eisenplastiken für Künstler – zum Beispiel für Walter Bodmer (1903–1973) auszuführen. Es waren solche Arbeiten, die Josef Maria Odermatt den Zugang zur modernen Kunst ebneten. Während der Zeit in Basel lernte er auch den Plastiker, Maler und Zeichner Hans Christen (1929–2003) kennen, dem er später oft half, Aufträge auszuführen. Anfangs der 1960er-Jahre traf er im Rahmen eines längeren Aufenthaltes in Paris auf den Bildhauer und Eisenplastiker Robert Müller (1929–2003) und den Maler Bruno Müller (1929–1989). Ab 1962 bezog Josef Maria Odermatt eine Schmiedewerkstatt in Stans. Nach der Rückkehr von einer mehrmonatigen Italienreise, erbaute er 1965 sein Atelierhaus in der Huob oberhalb von Stans, wo er arbeitete und zusammen mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Regula Odermatt-Bürgi, und den drei Kindern Rochus, Lea und Thaïs lebte. 1968 erhielt der Künstler das Kiefer-Hablitzel-Stipendium. 2004 wurde der Innerschweizer Kulturpreis an ihn verliehen.
Josef Maria Odermatt war stark in der Innerschweiz verwurzelt. Anlässlich der Verleihung des Innerschweizer Kulturpreises 2004, wurde sein Œuvre treffend als «in seiner Kargheit und Wortferne, in seinem widerständigen Gestus (…) als charakteristisch für Wesensmerkmale, die häufig mit der Zentralschweiz und deren Bewohner in Verbindung gebracht werden»¹ umschrieben. Trotz dieser tiefen Verwurzelung in der Heimat war er für andere Einflüsse offen. Auslandsaufenthalte gaben ihm neue Impulse, mit denen er sich auseinandersetzte und die sich in seinen Werken niederschlugen. So zeigte er sich auf einer von der Gottfried-Keller-Stiftung ermöglichten Japan-Reise beeindruckt vom In-sich-Ruhenden, Meditativen dieser fernöstlichen Kultur. Prägend war auch die Reise nach Ägypten, wo ihn die Plastizität und Monumentalität der Architektur und das Hintereinander-Staffeln von gleichen Elementen in Reliefs oder in der Malerei faszinierten.
Josef Maria Odermatt arbeitete nicht nur zurückgezogen in seinem Atelier an seinem Œuvre, sondern nahm regen Anteil am öffentlichen und kulturellen Leben der Innerschweiz. In den frühen 1960er-Jahren baute er zusammen mit anderen jungen Kulturinteressierten die «groupe moderne» auf. Diese veranstaltete Jazz-Konzerte und Ausstellungen, u.a. mit der bemerkenswerten Künstlerin Annemarie von Matt (1905–1967), und organisierte der ersten «Stanser Kunstmarkt». In den späteren 1960er Jahren gründeten seine beiden Brüder Otto und Beat Odermatt zusammen mit einer Rover-Gruppe das Kleintheater «Chäslager». Diese Institution, die heute noch besteht, brachte auf eine unkonventionelle Art mit Ausstellungen, Konzerten und Theaterspektakeln frischen Wind in die kulturelle Szene. Im März 1969 wurde das «Wiener Festival» organisiert, welches manch einen Regierungsrat in Aufruhr brachte, und es oblag Josef Maria Odermatt in seiner Funktion als Präsident des neu gegründeten Vereins «Chäslager», vermittelnd einzugreifen.
Josef Maria Odermatt bekleidete in der Kulturszene auch offizielle Positionen. Von 1986 bis 1997 war er Mitglied der Gottfried-Keller-Stiftung. Ausserdem war er Vorstandsmitglied der Kunstgesellschaft Luzern – zehn Jahre amtete er als Vizepräsident – in der Ära Jean-Christoph Ammann (bis 1977). Seine Funktion nutze er stets, um sich für die Innerschweizer Kunst einzusetzen. Die Zeit mit Jean-Christoph Ammann war für Josef Maria Odermatt eine intensive und farbige, trotz oder vielleicht gerade wegen der oft unterschiedlichen Kunstauffassungen der beiden Männer.
Josef Maria Odermatt interessierte sich für politische Ereignisse der engeren Heimat und engagierte sich seit 1987 gegen das geplante atomare Endlager im Wellenberg in der Nidwaldner Gemeinde Wolfenschiessen. Nebst der Beschäftigung mit solch ernsten Themen waren für ihn aber spontane kreative Anlässe, z.B. die Innerschweizer Fasnacht, wichtig. Dabei lebte er seinen Sinn für das Element der «verkehrten Welt» aus und verkörperte nicht selten das Weibliche, war Ballerina, Burgfräulein oder Krankenschwester.
Josef Maria Odermatt war Künstler mit Leib und Seele. Als Macher und Denker in der Kulturszene der Innerschweiz, die er innovativ und vorwärtsgerichtet in wesentlichem Masse prägte, war Josef Maria Odermatt aber vor allem auch eines: Fürsprecher einer vielfältigen kulturellen Landschaft seiner Heimat.
Am 6. November 2011 verstarb Josef Maria Odermatt im Kreise seiner Familie in Stans.
Kanton Nidwalden, Gewerbeschule Stans, 1970–1971
Hitzkirch: Polizeischule, 1971–1972
Weggis: Ara Weggis-Vitznau, 1983–1984
Starrkirch-Wil: Mehrzweckhalle Jurablick, 1983–1984
Gemeinde Stansstad, Altersheim Riedsunne: «Verklammerung», 1991
Gemeinde Stans, Bahnhofstrasse, «Warten auf Godot», 1992
Installation «der Weg», 1994, Nidwaldner Museum, Winkelriedhaus Stans seit 2022
Sarnen, Seefeld: Leihgabe Bruno Durrer, vormals Parkettfabrik Durrer, Alpnach, 1993
Kanton Nidwalden, Höfli-Areal: «Der Stuhl», 1994
«die Brücke», NSV, Überbauung Mühlematt, Buochs, 1998,
Stans, Areal Kantonalbank, Staatsarchiv: 4-teiliges Werk, 2001–2002
Sammlungen
Werke von Josef Maria Odermatt sind in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a.:
Gedruckte Medien
Audio-visuelle Medien